Deutschland seit 1945
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Land Niedersachsen (Zweitstimmen)
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Parteiensystem, Parteien und Kabinette seit 1945

Für die Darstellung des Parteiensystems im Vergleich zu den Parteiensystemen der anderen Bundesländer werden Maßzahlen verwendet. Sie sind in der folgenden Tabelle dargestellt und werden hier erläutert.

  Periode   Kandidaturen (Wahlen)   Format (Wahlen)   ENP (Wahlen)   Volatilität (Wahlen)   ENP (Parlament)   Format (Kabinett)   ENP (Kabinett)  
      Alle Länder NI   Alle Länder NI   Alle Länder NI   Alle Länder NI   Alle Länder NI   Alle Länder NI   Alle Länder NI  
  1946-1964   7,1 9,4   5,9 7,2   3,2 3,8   12,8 11,6   2,8 3,6   2,7 3,4   2,0 2,3  
  1965-1989   8,2 8,7   5,0 4,2   2,5 2,5   6,7 6,2   2,3 2,3   1,5 1,6   1,2 1,3  
  1990-2010   14,0 14,2   7,8 6,2   3,4 2,9   11,5 7,3   2,9 2,6   1,7 1,5   1,4 1,2  
  2011-2022   17,0 13,3   10,2 8,7   4,5 4,0   14,6 11,6   3,7 3,2   2,1 1,7   1,8 1,8  

Parteiensystem
Das Niedersächsische Parteiensystem hat im Vergleich zu den Parteiensystemen der anderen Bundesländer seit 1946 besonders starke Veränderungen durchlaufen. In den frühen Jahren der Bundesrepublik bis 1964 war es durch eine besonders hohe Anzahl von Parteien geprägt: Durchschnittlich traten bei Landtagswahlen mit durchschnittlich 9,4 Parteien mehr als ein Viertel mehr Parteien als im Bundesdurchschnitt an; das Format des Parteiensystems (Anzahl der Parteien mit mindestens 0,5 Prozent der Stimmen) war überdurchschnittlich; das Parteiensystem war mit einer ENP von 3,8 stark überdurchschnittlich fragmentiert. Seither hat es sich von durchschnittlichen Werten in den 1970er und 1980 Jahren hin zu einem im Vergleich mit den anderen Bundesländern besonders kompakten Parteiensystem entwickelt: In der Periode 2011-2022 traten durchschnittlich nur drei Viertel so viele Parteien an wie anderswo, lag das Format um ein Sechstel geringer und war die ENP um über ein Zehntel geringer. Analog lag die ENP nur bezogen auf die im Landtag vertretenen Parteien zunächst besonders hoch und ist seit den 1990er Jahren unterdurchschnittlich. Hingegen ist die Volatilität des Parteiensystems, gemessen als summierte Veränderungen der Stimmenanteile aller Parteien von Wahl zu Wahl, bei Niedersächsischen Landtagswahlen stets unterdurchschnittlich gewesen, besonders seit den 1990er Jahren.
Parteien
Im Bundesvergleich seit 1946 überdurchschnittlich stark ist die SPD und erzielte bereits in den 1950er Jahren Stimmenanteile bis zu 40 Prozent. Die CDU stieg dagegen erst in den 1960er Jahren zu einer ähnlich stimmenstarken Partei auf. Ein Grund dafür waren die hohen Stimmenanteile, welche die DP als protestantisch-konservative Nachfolgerin der DHP in einigen Regionen des Landes erzielte. Bis in die 1950er Jahre hinein war die DP dadurch auf Landesebene nahezu so stark wie die CDU. Dazu kam, dass die katholische Zentrumspartei in einigen anderen Regionen ebenfalls bis in die 1950er Jahre hinein beträchtliche Stimmanteile erzielen konnte. Außerdem waren in den 1950er Jahren der BHE und rechtsextreme Parteien (SRP, DRP) in weiteren Regionen besonders erfolgreich. Erst in den 1960er Jahren endete die parlamentarische Präsenz dieser Parteien und verblieb die CDU als dominante bürgerliche Partei. 1974 gelang es ihr, die SPD als stärkste Partei abzulösen. 1982 erzielte die CDU als bislang einzige Partei bei einer Landtagswahl in Niedersachsen über 50 Prozent der Stimmen. Seither wechseln CDU und SPD in Zeiträumen von rund zehn Jahren einander in der Position der stärksten Partei ab; seit den 2000er Jahren mit insgesamt langsam sinkenden Stimmenanteilen.
Die übrigen Parteien sind in Niedersachsen seit den 1960er Jahren vergleichsweise leicht unterdurchschnittlich stark. So ist die FDP mit Stimmenanteilen im einstelligen Bereich oft, aber nicht immer im Landtag vertreten. Etwas stärker und seit 1982 durchgehend im Parlament sind die Grünen. Auch die Partei Die Linke. und die AfD verzeichnen vergleichsweise unterdurchschnittliche Ergebnisse.
Kabinette
Die parlamentarische Stärke der SPD und die hohe Fragmentierung der übrigen Parteien ermöglichten es der SPD zunächst, eine führende Rolle bei der Kabinettsbildung zu spielen: Bis 1976 war sie nur zwei Jahre lang nicht im Kabinett vertreten. Diese hohe Fragmentierung ging außerdem mit einem im Bundesvergleich deutlich überdurchschnittlichen Format der Kabinette einher, in denen im Schnitt 3,4 Parteien vertreten waren. Auch die Fragmentierung innerhalb der Kabinette war bis 1964 mit 2,3 überdurchschnittlich hoch. Ein Grund dafür war die besonders starke Stellung der DP. Dieser gelang es sogar, zwischen 1955 und 1959 den Ministerpräsidenten zu stellen. Seit den späten 1960er Jahren hat das anhaltende Übergewicht von SPD und CDU gegenüber allen anderen Parteien wiederum zu mittlerweile unterdurchschnittlichen Formaten und einer unterdurchschnittlichen Fragmentierung der Kabinette geführt. Gelegentlich regierten SPD bzw. CDU sogar allein. Seit 1986 bestehen jedoch in der Regel Zweier-Koalitionen von SPD und Grünen bzw. CDU und FDP, also Koalitionen einer klar stärksten und einer klar schwächeren Partei.
Ergebnisse in Prozent
  Die Linke. DL B.90/Grüne SPD Bürger FDP CDU Z DP BHE DR AfD REP NPD Sonstige WBT Ungültig %  
20.04.1947 5,7 - - 43,4 - 8,8 19,9 4,1 17,9 - 0,3 - - - - 65,1 4,5  
06.05.1951 1,8 - - 33,7 - 8,3 23,7 3,3 s. CDU 14,9 11,9 - - 2,2 0,0 75,8 1,9  
24.04.1955 1,3 0,3 - 35,2 - 7,9 26,6 1,1 12,4 11,0 0,4 - - 3,8 0,0 77,5 1,5  
19.04.1959 - 0,1 - 39,5 - 5,2 30,8 0,0 12,4 8,3 0,1 - - 3,6 0,0 78,0 1,6  
19.05.1963 - 0,6 - 44,9 - 8,8 37,7 - 2,7 3,7 0,1 - - 1,5 0,0 76,9 1,0  
04.06.1967 - 0,8 - 43,1 0,4 6,9 41,7 - - - 0,0 - - 7,0 0,1 75,8 1,0  
14.06.1970 - 0,4 - 46,3 - 4,4 45,7 - 0,0 - - - - 3,2 0,0 76,7 0,7  
09.06.1974 - 0,4 - 43,1 - 7,0 48,8 - - - - - - 0,6 0,0 84,4 0,8  
04.06.1978 - 0,4 3,9 42,2 0,3 4,2 48,7 - - - 0,0 - - 0,4 0,0 78,5 0,6  
21.03.1982 - 0,3 6,5 36,5 0,0 5,9 50,7 - - - 0,0 - - - 0,0 77,7 0,7  
15.06.1986 - 0,1 7,1 42,1 - 6,0 44,3 - - - 0,3 - - - 0,1 77,3 0,6  
13.05.1990 - 0,0 5,5 44,2 0,1 6,0 42,0 - - - 0,5 - 1,5 0,2 0,0 74,6 1,1  
13.03.1994 - 0,2 7,4 44,3 0,3 4,4 36,4 - - - 2,3 - 3,7 0,2 0,7 73,8 1,6  
01.03.1998 - 0,2 7,0 47,9 - 4,9 35,9 - - - 1,1 - 2,8 - 0,2 73,8 1,4  
02.02.2003 0,5 - 7,6 33,4 - 8,1 48,3 - - - 1,3 - 0,4 - 0,3 67,0 1,3  
27.01.2008 7,1 - 8,0 30,3 0,5 8,2 42,5 - - - 0,8 - - 1,5 1,1 57,1 1,5  
20.01.2013 3,1 2,1 13,7 32,6 1,1 9,9 36,0 - - - 0,5 - - 0,8 0,1 59,4 1,3  
15.10.2017 4,6 0,2 8,7 36,9 0,4 7,5 33,6 - - - 0,2 6,2 - - 1,5 63,1 0,5  
09.10.2022 2,7 0,9 14,5 33,4 0,8 4,7 28,1 - - - - 11,0 - - 3,9 60,3 0,9  

1974: Korrigiertes Ergebnis gemäß Wahlprüfungsentscheidung des Niedersächsischen Landtags vom 26.2.1975
Ab 1990: Zweitstimmen

-Die Linke.: 1947-1955 KPD; 2003 PDS
-DL (Diverse Linke): 1955-1959 BdD; 1963-1967 DFU; 1970-1974 DKP; 1978 DKP davon 0,3%, KBW 0,1%; 1982 davon DKO 0,3%, DFU 0%, BWK 0%; 1986 DKP; 1990 Demokratische Sozialisten Niedersachsens; 1994 Linke Liste Niedersachsen; 1998 DKP; 2013-2017 Piraten; 2022 davon Volt 0,5%, Piraten 0,4%
-B.90/Grüne: 1978 GLU
-Bürger: 1967 Unabhängige Wählergruppen; 1990 Die Unabhängigen - Landesgemeinschaft unabhängiger Bürger Niedersachsen; 1994 davon Unabhängige Wählergemeinschaften in Niedersachsen (UWN) 0,2%, Die Unabhängigen (DU) 0,1%; 2008 Freie Wähler (als Freie Wähler Niedersachsen - Bürgerinitiativen, Bürgerlisten und unabhängigen Wählergemeinschaften); 2013-2022 Freie Wähler
-CDU: 1951 gemeinsame Liste "Niederdeutsche Union" mit der DP
-DP: 1946-1949 NLP; 1951 gemeinsame Liste "Niederdeutsche Union" mit der CDU; 1970 NLP
-BHE: 1959 GB/BHE; 1963 GDP
-DR (Diverse Rechte): 1947 DtKonsP (als Deutsche Rechtspartei); 1951 davon SRP 11%, DSP 0,8%, DtKonsP (Kandidatur als "Deutsche Rechtspartei", nicht identisch mit der DReP) 0,1%; 1955 davon Deutsch-Hannoversche Partei (DHPa) 0,3%, Landwirte-Partei (LandP) 0,1%; 1959 davon DG 0,1%, DtVP 0%; 1963 davon DG 0,1%, FSU 0%; 1967 FSU; 1978 AUD, Öko-Union (noch als "Vierte Partei Deutschlands"), BüSo (noch als EAP); 1982 davon BüSo (noch als EAP), BüPa; 1986 davon BüSo (noch als Patrioten) 0,3%, BüPa 0%, Öko-Union 0%; 1990 davon Familie, PBC, Öko-Union, ÖDP, Demokratische Republikaner Deutschlands (DRD) je 0,1%, CM, DDD, BüSo (noch als Patrioten), DP[a] FrVP je 0%; 1994 davon Statt 1,3%, Neue Statt-Partei (Neue Statt) 0,5%, PBC 0,2%, Öko-Union 0,2%, ÖDP 0,1%, Die Mitte (DiMi) 0,1%; 1998 davon Statt-Partei Die Unabhängigen (gemeinsame Landesliste von Statt-Partei, Graue, DU und UWN) 0,7%, PBC 0,2%, DP[a] 0,1%, ÖDP 0,1%; 2003 davon Schill 1%, PBC 0,2%, ÖDP 0,1%; 2008 davon Familie 0,4%, De 0,2%, PBC 0,2%, ÖDP 0,1%; 2013 davon Freiheit 0,3%, PBC 0,2%; 2017 davon Deutsche Mitte (DeuMi) 0,1%, ÖDP 0,1%, LKR 0%
-NPD: 1951-1963 DRP
-Sonstige: 1951 2 EZB; 1955 2 EZB; 1959 4 EZB; 1963 1 EZB; 1967 EFP; 1970 EFP, 1 EZB; 1974 2 EZB; 1978 1 EZB; 1982 Frauen, 1 EZB; 1986 davon Die Weißen - Unabhängige Liste für Niedersachsen (WULN), 4 EZB, Jungwählerverband für Niedersachsen (JVN), je 0%; 1990 Bewusstsein; 1994 davon Graue 0,5%, NG 0,2%; 1998 Frauen; 2003 Graue; 2008 davon Tierschutzpartei 0,5%, Die Friesen (Friesen) 0,3%, Graue 0,3%; 2013 RRP (als Bündnis 21/RRP); 2017 davon Tierschutzpartei 0,7%, DPart 0,6%, BGE 0,1%, V-Partei 0,1%; 2022 davon Tierschutzpartei 1,5%, dieBasis 1%, DPart 0,9%, Gesundheitsforschung 0,3%, PdH 0,2%

Mandatsverteilung im Landtag
  Die Linke. B.90/Grüne SPD FDP CDU Z DP BHE AfD FSU DSP NPD SRP Insgesamt  
09.12.1946 4 - 38 7 20 1 17 - - - - - - 87  
20.04.1947 8 - 65 13 30 6 27 - - - - - - 149  
06.05.1951 2 - 64 12 14 4 20 21 - 1 1 3 16 158  
24.04.1955 2 - 59 12 43 1 19 17 - - - 6 - 159  
19.04.1959 - - 65 8 51 0 20 13 - - - 0 - 157  
19.05.1963 - - 73 14 62 - 0 0 - - - 0 - 149  
04.06.1967 - - 66 10 63 - - - - - - 10 - 149  
14.06.1970 - - 75 0 74 - - - - - - 0 - 149  
09.06.1974 - - 67 11 77 - - - - - - 0 - 155  
04.06.1978 - 0 72 0 83 - - - - - - 0 - 155  
21.03.1982 - 11 63 10 87 - - - - - - - - 171  
15.06.1986 - 11 66 9 69 - - - - - - - - 155  
13.05.1990 - 8 71 9 67 - - - - - - 0 - 155  
13.03.1994 - 13 81 0 67 - - - - - - 0 - 161  
01.03.1998 - 12 83 0 62 - - - - - - - - 157  
02.02.2003 0 14 63 15 91 - - - - - - - - 183  
27.01.2008 11 12 48 13 68 - - - - - - 0 - 152  
20.01.2013 0 20 49 14 54 - - - - - - 0 - 137  
15.10.2017 0 12 55 11 50 - - - 9 - - - - 137  
09.10.2022 0 24 57 0 47 - - - 18 - - - - 146  

1946: Bildung des ernannten Landtags des neu geschaffenen Landes Niedersachsen durch Anordnung der Britischen Militärregierung am 1.11.1946
1974: Korrigiertes Ergebnis gemäß Wahlprüfungsentscheid des Niedersächsischen Landtags vom 26.2.1975

-Die Linke.: 1946-1955 KPD; 1998-2003 PDS
-CDU, DP, FSU: 1951 kandidierten CDU und DP als "Niederdeutsche Union" (NU) mit einem gemeinsamen Landeswahlvorschlag und gegenseitig ausgesparten Wahlkreiskandidaturen; in der Tabelle ist die Parteizugehörigkeit der Gewählten angegeben, darunter auch 1 Mandatsinhaber, der zuvor bei der Bundestagswahl 1949 für die FSU kandidiert hatte, 1951 auf dem Landeswahlvorschlag der NU ein Mandat erzielte, am 5.11.1952 aus der NU-Fraktion austrat und sich fortan als Vertreter der FSU verstand
-NPD: 1951-1963 DRP

Überhang- und Ausgleichsmandate
1951: Überhangmandate: 9 SPD; die Anzahl der Direktmandate der SPD (64) übertraf zudem die Mandatszahl (61), die ihr nach dem Verhältnisausgleich über Listenmandate durch das d'Hondtsche Höchstzahlverfahren bezogen auf die Mindestzahl insgesamt zu verteilender Mandate (149) bei der gesetzlich maximal zulässigen Gesamtmandatszahl (158) zugestanden hätte, um 3 Mandate. Für einen solchen Ausgleich wären 66 Mandate erforderlich gewesen. Verfügbar waren jedoch nur 63 (158 - 95). Die Differenz von 3 führte dazu, dass Niederdeutsche Union (NU), BHE und Z je 1 Mandat weniger erzielten, als sie laut Verhältnisausgleich ohne Begrenzung der maximalen Gesamtmandatszahl auf 158 beim Verhältnisausgleich schon bei 149 Gesamtmandaten erzielt hätten. Bezogen auf die tatsächlich verteilten 158 Gesamtmandate erzielte die SPD dadurch 10 Mandate mehr, als ihr bei einer Gesamtmandatszahl von 158 zugestanden hätten. NU und BHE erzielten entsprechend je 3 Mandate weniger. KPD, FDP, Z und SRP erzielten je 1 Mandat weniger. Das Wahlrecht sah außer einer Erhöhung der Mandatszahl für den Verhältnisausgleich von 55 (bei 149 Gesamtmandaten) auf maximal besagte 63 (bei dann 158 Gesamtmandaten) keine Ausgleichsmöglichkeiten für im Vergleich zur Verhältniswahl überschüssige Direktmandate vor.
1955: Überhangmandate: 3 SPD; Ausgleichsmandate: 3 CDU, 2 BHE, 1 DP, 1 DRP; da die SPD insgesamt 59 Direktmandate erzielte und eine maximal zulässige Gesamtmandatszahl von 159 bestand, konnten 2 weitere Direktmandate der SPD nicht ausgeglichen werden und waren, wie für die Wahl 1951 beschrieben, von den Mandaten für den Verhältnisausgleich (ohne diesen Überschuss 64) abzuziehen. Bezogen auf die tatsächliche Gesamtmandatszahl von 159 (davon 62 per Verhältnisausgleich vergeben), erzielte die SPD damit insgesamt 2 Mandate mehr, als ihr bei dieser Gesamtmandatszahl laut Verhältnisausgleich zugestandenen hätten. DP und BHE erzielten aus dem gleichen Grund je 1 Mandat weniger.
1959: Überhangmandate: 4 SPD; Ausgleichsmandate: 3 CDU, 1 DP
1982: Überhangmandate: 8 CDU; Ausgleichsmandate: 6 SPD, 1 Grüne, 1 FDP
2003: Überhangmandate: 14 CDU; Ausgleichsmandate: 10 SPD, 2 FDP, 2 Bündnis 90/Grüne
2008: Überhangmandate: 8 CDU; Ausgleichsmandate: 5 SPD, 2 FDP, 1 B.90/Grüne, 1 Die Linke
2013: Überhangmandate: 1 CDU; Ausgleichsmandate: 1 SPD
2017: Überhangmandate: 1 SPD; Ausgleichsmandate: 1 CDU
2022: Überhangmandate: 5 SPD; Ausgleichsmandate: 3 CDU, 2 B.90/Grüne, 1 AfD

Kabinette und Investiturabstimmungen
  Kabinett Kandidatur Parlamentarische Unterstützung Wahl- Sitzung Wahl- Mandate Stimmen bei der Abstimmung  
      Partei/en Mandate periode   gang insgesamt Abgegeben Dafür Dagegen Enthaltung Ungültig  
23.11.1946 Kopf I Hinrich Wilhelm Kopf SPD, CDU, DP, FDP, KPD 87 E 1 - 87 - - - - -  
18.06.1947 Kopf II Hinrich Wilhelm Kopf SPD, CDU, DP, FDP, KPD, Z 149 1 5 - 149 144 132 9 3 0  
05.02.1948 Kopf III - SPD, CDU, DP, FDP, Z 141 1 28 - 149 - - - - -  
09.06.1948 Kopf IV - SPD, CDU, Z 101 1 37 - 149 139 88 47 4 0  
08.09.1950 Kopf V Hinrich Wilhelm Kopf SPD, Z 71 1 105 1 149 145 82 63 0 0  
13.06.1951 Kopf VI Hinrich Wilhelm Kopf SPD, BHE, Z 89 2 2 1 158 157 88 64 5 0  
01.12.1953 Kopf VII - SPD, BHE 79 2 60 - 158 - - - - -  
26.05.1955 Hellwege I Heinrich Hellwege DP, CDU, BHE, FDP 91 3 2 1 159 156 89 61 6 0  
19.11.1957 Hellwege II - DP, SPD, CDU 121 3 51 - 159 141 113 19 0 0  
12.05.1959 Kopf VIII Hinrich Wilhelm Kopf SPD, BHE, FDP 86 4 2 1 149 156 83 71 0 2  
29.12.1961 Diederichs I Georg Diederichs SPD, BHE, FDP 86 4 55 1 149 153 86 67 0 0  
12.06.1963 Diederichs II Georg Diederichs SPD, FDP 87 5 2 1 149 145 86 57 2 0  
19.05.1965 Diederichs III - SPD, CDU 135 5 45 - 149 132 120 13 0 0  
05.07.1967 Diederichs IV Georg Diederichs SPD, CDU 129 6 2 1 149 142 119 21 2 0  
08.07.1970 Kubel I Alfred Kubel SPD 75 7 2 1 149 149 75 70 2 2  
10.07.1974 Kubel II Alfred Kubel SPD, FDP 78 8 1 1 155 155 78 76 0 1  
14.01.1976 Kubel II Helmut Kasimier SPD, FDP 78 8 32 1 155 155 77 75 0 3  
15.01.1976 Kubel II Ernst Albrecht CDU 77 8 33 2 155 155 78 74 0 3  
06.02.1976 Albrecht I Ernst Albrecht CDU 77 8 35 1 155 155 79 75 0 1  
19.01.1977 Albrecht II Ernst Albrecht CDU, FDP 88 8 54 - 155 - - - - -  
28.06.1978 Albrecht III Ernst Albrecht CDU 83 9 1 1 155 155 83 72 0 0  
22.06.1982 Albrecht IV Ernst Albrecht CDU 87 10 1 1 171 171 87 61 21 2  
09.07.1986 Albrecht V Ernst Albrecht CDU, FDP 78 11 1 1 155 155 78 77 0 0  
09.07.1990 Schröder I Gerhard Schröder SPD, Grüne 79 12 1 1 155 155 79 72 2 2  
23.06.1994 Schröder II Gerhard Schröder SPD 81 13 1 1 161 161 83 76 1 1  
30.03.1998 Schröder III Gerhard Schröder SPD 83 14 1 1 157 157 82 74 1 0  
28.10.1998 Glogowski Gerhard Glogowski SPD 83 14 12 1 157 154 83 71 0 0  
15.12.1999 Gabriel Sigmar Gabriel SPD 83 14 38 1 157 155 85 67 3 0  
04.03.2003 Wulff I Christian Wulff CDU, FDP 106 15 1 1 183 181 105 76 0 0  
26.02.2008 Wulff II Christian Wulff CDU, FDP 79 16 1 1 152 151 81 70 0 0  
01.07.2010 McAllister David McAllister CDU, FDP 79 16 76 1 152 147 80 67 0 0  
19.02.2013 Weil I Stephan Weil SPD, B.90/Grüne 69 17 1 1 137 137 69 68 0 0  
22.11.2017 Weil II Stephan Weil SPD, CDU 105 18 2 1 137 137 104 32 1 0  
08.11.2022 Weil III Stephan Weil SPD, B.90/Grüne 81 19 1 1 146 145 82 63 0 0  

Vgl. auch die Erläuterungen zu Kabinetten und Investiturabstimmungen.
1946: Ernannt von der Britischen Militärregierung am 23.11.1946 im Zuge der Bildung des Landes Niedersachsen zum 1.11.1946, Amtsaufnahme am 9.12.1946
1947, 1948/II: Keine Wahl, sondern Namentliche Abstimmung über das Vertrauen in das Kabinett in der 5. Sitzung am 18.6.1947
1948/I: Entlassung des Ministers der KPD, damit Austritt der KPD aus dem Kabinett, nach Rücktritt des Ministerpräsidenten am 11.3.1948 blieben er und das Kabinett geschäftsführend im Amt
1950: Rücktritt der Minister der CDU, Angaben für die Namentliche Abstimmung über Misstrauensvotum (invertiert codiert) in der 105. Sitzung am 8.9.1950, das von CDU und DP beantragt war
1953: Rücktritt des Ministers des Z
1957: Keine Wahl des Ministerpräsidenten sondern Beschlüsse des Landtags (offene Abstimmung mit Handzeichen, jeweils beschlossen mit "Mehrheit", Stimmenzahlen aus Kontext) über die Zustimmung zur Entlassung und Berufung von Ministern
1965: Keine Wahl des Ministerpräsidenten, sondern Beschlüsse des Landtags (offene Abstimmung mit Handzeichen, jeweils "Zustimmung erteilt") über die Zustimmung zur Entlassung und Berufung von Ministern
1976/II, 1976/III: Albrecht trat nach seiner Wahl am 15.1. (1976/II) das Amt nicht an und bildete damit auch kein Kabinett, welches einer offenen Abstimmung über das Vertrauen des Landtags in dieses Kabinett ausgesetzt gewesen wäre; in der darauf zwingend folgenden nächsten geheimen Abstimmung am 6.2. über die Wahl eine Ministerpräsidenten (1976/III) wurde Albrecht erneut gewählt, nahm das Amt an und bildete ein Kabinett, über welches aufgrund der verfassungsmäßigen Regelung für diesen nächsten Wahlgang keine Vertrauensabstimmung durch den Landtag erfolgen musste
1977: Berufung von Ministern der FDP in das Kabinett

Dagegen - Stimmen entfielen auf Personen bzw. andere ergebnisrelevante Abstimmungsmöglichkeiten im Einzelnen wie folgt: 1947, 1948/II gegen die Erklärung des Vertrauens; 1950 für die Erklärung des Misstrauens; 1951 davon "Nein" 63, Abg. Günther Gereke (DSP) 1; 1955 Abg. Hinrich Wilhelm Kopf (SPD); 1959 "Nein"; 1961 Abg. Otto Fricke (CDU); 1963, 1967 "Nein"; 1970-1974: Abg. Wilfried Hasselmann (CDU); 1976/I Abg. Ernst Albrecht (CDU); 19876/II Abg. Helmut Kasimier (SPD); 1976/III Karl Ravens (SPD); 1978 "Nein"; 1982 Karl Ravens (SPD); 1986 davon Abg. Gerhard Schröder (SPD) 66, Charlotte Garbe (Grüne) 11; 1990-2017 "Nein"

Ergebnisse in Stimmen
  Die Linke. DL B.90/Grüne SPD Bürger FDP CDU Z DP BHE DR AfD REP NPD Sonstige Berechtigt Abgegeben Gültig Ungültig  
20.04.1947 138977 - - 1066380 - 215805 489322 101283 440467 - 7425 - - - - 3956675 2576546 2459659 116887  
06.05.1951 61364 - - 1123199 - 278088 790766 110473 s. CDU 496569 395745 - - 74017 219 4475688 3393371 3330440 62931  
24.04.1955 44788 8600 - 1181963 - 264841 894018 37563 415183 370407 13591 - - 126692 132 4400635 3410330 3357778 52552  
19.04.1959 - 4947 - 1356485 - 179522 1058687 955 424524 285942 2958 - - 122062 1314 4477897 3493904 3437396 56508  
19.05.1963 - 19749 - 1608927 - 316552 1351449 - 97764 132446 2433 - - 52785 139 4701245 3617369 3582244 35125  
04.06.1967 - 29273 - 1538776 14719 245318 1491092 - - - 1082 - - 249197 2101 4760327 3608656 3571558 37098  
14.06.1970 - 15076 - 1792943 - 169457 1771698 - 671 - - - - 124675 1308 5085443 3902003 3875828 26175  
09.06.1974 - 16753 - 1852797 - 302165 2098096 - - - - - - 27581 301 5129254 4331273 4297693 33580  
04.06.1978 - 15479 157733 1723638 10855 171514 1989326 - - - 1951 - - 17613 74 5241051 4114730 4088183 26547  
21.03.1982 - 12057 273338 1526346 444 246959 2118137 - - - 524 - - - 705 5412370 4206932 4178510 28422  
15.06.1986 - 5690 303308 1807157 - 257873 1903559 - - - 11520 - - - 4039 5588597 4320347 4293146 27201  
13.05.1990 - 525 229846 1865267 2739 252615 1771974 - - - 22389 - 62054 8255 632 5712613 4263215 4216296 46919  
13.03.1994 - 8176 314344 1880623 13725 188691 1547610 - - - 99490 - 159026 9430 27906 5851720 4316428 4249021 67407  
01.03.1998 - 8597 304193 2068477 - 209610 1549227 - - - 49078 - 118975 - 6775 5929342 4376643 4314932 61711  
02.02.2003 21560 - 304532 1330156 - 323107 1925055 - - - 51832 - 17043 - 10724 6023636 4036017 3984009 52008  
27.01.2008 243361 - 274221 1036727 17960 279826 1456742 - - - 27072 - - 52986 36531 6087297 3476112 3425426 50686  
20.01.2013 112212 75603 489473 1165419 39714 354970 1287549 - - - 17549 - - 29449 2962 6097697 3620434 3574900 45534  
15.10.2017 177118 8449 334131 1413846 14869 287957 1287191 - - - 9474 235853 - - 58962 6097564 3848865 3827850 21015  
09.10.2022 98586 30905 526940 1211447 30457 170303 1017304 - - - - 396844 - - 141100 6064738 3657967 3623886 34081  

-DL (Diverse Linke): 1978 davon DKP 12700, KBW 2779; 1982 davon DKP 11552, DFU 425, BWK 80; 2022 davon Volt 16663, Piraten 14242
-Bürger: 1994 davon UWN 8819, DU 4906
-DR (Diverse Rechte): 1951 davon SRP 366793, DSP 25546, DtKonsP (als Deutsche Rechtspartei) 3406; 1955 davon DHPa 10823, LandP 2768; 1959 davon DG 2775, DtVP 183; 1963 davon DG 2190, FSU 254; 1978 davon AUD 1293, VPD 472, BüSo (noch als EAP) 186; 1982 davon BüSo (noch als EAP) 427, BüPa 97; 1986 davon BüSo (noch als Patrioten) 11284, BüPa 198, Öko-Union 38; 1990 davon Familie 4529, PBC 3858, Öko-Union 3682, ÖDP 3603, DRD 2705, CM 1367, DDD 1126, BüSo (noch als Patrioten) 650, DP[a] 560, FrVP 309; 1994 davon Statt 55605, Neue Statt 19361, PBC 8152, Öko-Union 7902, ÖDP 4347, DiMi 4123; 1998 davon Statt 30224, PBC 7984, DP[a] 6140, ÖDP 4730; 2003 davon Schill 40342, PBC 7819, ÖDP 3671; 2008 davon Familie 13325, De 5934, PBC 5851, ÖDP 1962; 2013 davon Freiheit 11873, PBC 5676; 2017 davon DeuMi 4482, ÖDP 4042, LKR 950
-Sonstige: 1982 davon Frauen 586, EZB 119; 1986 davon WULN 3858, EZB 164, JVN 17; 1994 davon Graue 20581, NG 7325; 2008 davon Tierschutzpartei 17174, Friesen 10069, Graue 9288; 2017 davon Tierschutzpartei 27108, DPart 22578, BGE 5125, V-Partei 4152;; 2022 davon Tierschutzpartei 53140, dieBasis 34160, DPart 34160, Gesundheitsforschung 10673, PdH 6528

Mandatsverteilung in den Parlamenten der Vorläuferländer Niedersachsens
    KPD SPD FDP CDU NLP Parteilose Insgesamt  
Hannover 23.08.1946 12 32 5 14 8 - 71  
  28.10.1946 13 32 7 16 12 - 80  
Braunschweig 21.02.1946 5 19 - 13 - - 37  
  07.03.1946 6 19 - 15 - - 40  
  07.05.1946 7 22 - 19 - - 48  
  07.06.1946 7 22 - 21 - - 50  
Oldenburg 21.01.1946 3 12 13 12 - 3 43  
  06.11.1946 4 14 15 14 - 3 50  
Schaumburg-Lippe Januar 1946 - 2 - 1 - 2 5  

Alle diese Gremien (in der Provinz Hannover, in Braunschweig und in Oldenburg Landtage, in Schaumburg-Lippe ein Landesrat) wurden durch die Britische Militärregierung einberufen. Die Mitglieder dieser Gremien wurden durch Verordnungen der Britischen Militärregierung ernannt. Am 1.11.1946 wurden diese Länder bzw. Provinzen aufgelöst und aus ihnen das Land Niedersachsen neu gebildet. Die Landtage hielten jedoch noch im November Sitzungen ab.

Wahlsystem
Geltende Regelungen
In Niedersachsen besteht ein Mischwahlsystem aus Mehrheits- und Verhältniswahl. Die Wählenden haben je zwei Stimmen: Erststimme und Zweitstimme. Gesetzlich sind insgesamt mindestens 135 Mandate zuzuteilen. Das Wahlgebiet ist in 87 Wahlkreise aufgeteilt. Dort erzielt je ein Wahlkreismandat, wer die meisten Erststimmen auf sich vereinigt. An der weiteren Mandatszuteilung können nur Parteien teilnehmen, die landesweit mindestens fünf Prozent der gültigen Zweitstimmen erzielt haben (Landtagsparteien). Weitere mindestens 48 Mandate werden per Verhältniswahl mit Landeslisten (starre Listen) nach dem d‘Hondt-Verfahren so vergeben, dass die gesamte Mandatszahl jeder Landtagspartei ihrem Zweitstimmenanteil bezogen auf die anderen Landtagsparteien entspricht. Erzielt eine Landtagspartei mehr Wahlkreismandate, als ihr laut diesem Zweitstimmenanteil zustehen (Überhangmandate), wird die Anzahl der den Landtagsparteien insgesamt mindestens zuzuteilenden Mandate um die doppelte Zahl der Überhangmandate erhöht. Entlang dieser erhöhten Zahl erhalten die übrigen Landtagsparteien entsprechend dem Zweitstimmenverhältnis zusätzliche Mandate auf ihren Landeslisten (Ausgleichsmandate). Entfallen auch dann noch mehr Wahlkreismandate auf eine Partei als ihr im Verhältnis der Zweitstimmen zustünden, bleiben ihr diese Mandate als unausgeglichene Überhangmandate erhalten. Die gesetzliche Wahlperiode dauert fünf Jahre.
Abweichende frühere Regelungen
Bei den Wahlen bis incl. 1998 dauerte die gesetzliche Wahlperiode vier Jahre.
Bei den Wahlen 1974 bis incl. 2003 waren gesetzlich mindestens 155 Mandate zuzuteilen. Ab 1982 waren davon 100, 1974 und 1978 je 99 Wahlkreismandate. Bis incl. der Wahl 1970 waren gesetzlich mindestens 149 Mandate zuzuteilen, davon 95 als Wahlkreismandate.
Bis incl. der Wahl 1986 hatten die Wählenden je nur eine Stimme, die sowohl für die Kandidierenden im Wahlkreis als auch die je zugehörigen Landeslisten galt.
Bis incl. der Wahl 1959 nahmen an der Mandatszuteilung an Landeslisten nur Parteien teil, die in allen Wahlkreisen mit Kandidierenden für die Wahlkreismandate antraten.
Bei den Wahlen 1951 und 1955 bestand keine Fünf-Prozent-Hürde für Landtagsparteien.
Bei den Wahlen 1947 und 1951 waren mindestens 149 Mandate und – im Fall auszugleichender Überhangmandate – maximal 158 Mandate zuzuteilen. Diese Maximalzahl führte 1951 zu einer starken Überrepräsentation der SPD. Diese hatte 64 Wahlkreismandate erzielt. Rechnerisch wären insgesamt 186 Mandate erforderlich gewesen, davon 91 Mandate für Landeslisten, um allen Landtagsparteien so viele Ausgleichsmandate zuzuteilen, dass sie im Verhältnis der Stimmenzahlen repräsentiert gewesen wären. Da aber nur maximal 158 Mandate zuzuteilen waren und davon 95 vorweg als Wahlkreismandate anfielen, standen höchstens nur insgesamt 63 Mandate für Landeslisten zur Verfügung. Bezogen auf die Zahl von 149 Mandaten hätten der SPD laut Stimmenverhältnis 52 Mandate zugestanden. Sie hatte aber 64 Wahlkreismandate erzielt, also insgesamt zwölf Überhangmandate. Die gesamte Mandatszahl konnte aber nur um neun Mandate über 149 hinaus erhöht werden, eben auf 158. Diese neun Mandate waren wiederum schon allein durch die zwölf SPD-Überhangmandate mehr verbraucht und drei weitere Mandate (das zehnte bis zwölfte SPD-Überhangmandat) waren von den höchstens 63 Mandaten für die Landeslisten zusätzlich noch abzuziehen, um bei der Mandatszahl 158 zu bleiben. Den Landeslisten aller (übrigen) Parteien konnten mithin nicht einmal diese 63 Mandate zugeteilt werden, sondern nur 60. Den zwölf Überhangmandaten der SPD standen dadurch insgesamt elf Mandate gegenüber, um welche die übrigen Parteien bei der Mandatszahl von 158 unterrepräsentiert waren, und zwar die Niederdeutsche Union (CDU und DP) um vier, BHE um drei und FDP, SRP, Zentrum sowie KPD um je ein Mandat. Diese Abweichung der Mandatsanteile vom Verhältnis der Stimmenanteile wirkte sich aus dem folgenden Grund deutlich auf die Mehrheitsverhältnisse im Landtag aus. Die Mandatsmehrheit im Landtag betrug 80 Mandate (von 158). Davon hatte die rechtsextreme SRP 16 Mandate erzielt und kam als Koalitionspartnerin nicht infrage. Gegen diese und die weiteren 64 Mandate der SPD - insgesamt eben 80 Mandate - konnte keine Landtagsmehrheit gebildet werden. Der SPD kam damit eine Schlüsselposition zu. Diese hätte sie nicht erlangt, wenn 149 Mandate rein nach Stimmenanteilen zugeteilt worden wären. Rechnerisch hätte sie dann ja nur 52 Mandate erzielt, während auf CDU/DP, BHE, Zentrum und FDP rechnerisch insgesamt 75 Mandate (also eine Mandatsmehrheit von 149 Mandaten) entfallen wären.
Bei der Wahl 1947 war Landtagspartei jede Partei, die entweder mindestens fünf Prozent der gültigen Stimmen oder mindestens ein Wahlkreismandat erzielt hatte.
Wahlsystembedingte Abweichungen der Mandatsverteilung auf die Landtagsparteien vom Verhältnis ihrer Stimmenzahlen und von der gesetzlichen Mandatszahl
Abweichungen der Mandatsverteilung auf die Landtagsparteien vom Verhältnis ihrer Zweitstimmenzahlen können abgesehen von Rundungsdifferenzen eintreten, weil nicht alle Überhangmandate immer vollständig ausgeglichen werden. Sondern es können maximal so viele Ausgleichsmandate zugeteilt werden, wie Überhangmandate anfielen. Überhangmandate entstehen, wenn eine Partei mehr Direktmandate erzielt, als es bezogen auf alle gesetzlich zuzuteilenden Mandate ihren Zweitstimmen im Verhältnis der Zweitstimmen aller Landtagsparteien entspricht, in Höhe der über dieses Verhältnis hinaus gehenden Mandate. Zu ihrem vollständigen Ausgleich müssten also so viele Ausgleichsmandate zugeteilt werden, dass das Verhältnis aus Überhangmandaten der Landtagspartei mit den im Verhältnis meisten Überhangmandaten sowie den übrigen Überhang- und Ausgleichsmandaten dem Zweitstimmenverhältnis dieser Landtagspartei und der übrigen Landtagsparteien entspricht. Dies ist besonders dann nicht möglich, wenn eine Partei alle Überhangmandate erzielt und dies durch einen besonders großen Anteil der Direktmandate bei einem relativ dazu kleinen Zweitstimmenanteil tut. Historisch kam es häufiger zu solchen Situationen. So war 1955 (für 1951 unter einer früheren Regelung vgl. oben) die SPD dadurch um zwei Mandate überrepräsentiert, zulasten rechnerisch je eines (nicht zuzuteilenden Ausgleichs-)Mandats von CDU und BHE. Außerdem blieb dadurch je ein Überhangmandat der CDU (bei der Wahl 2008) und der SPD (2022) unausgeglichen. In diesen Fällen hatten diese Parteien einen rund doppelt so hohen Anteil der Direktmandate erzielt (SPD 1955: 62%, CDU 2008: 78%, SPD 2022: 65%), wie es ihrem jeweiligen Zweistimmenanteil entsprach (35%, 43% und 33%).

Quellenverzeichnis
Parlamentswahlen
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1955: Niedersächsisches Amt für Landesplanung und Statistik (Bearb.) 1959: Die Wahl zum Niedersächsischen Landtag am 24. April 1955; in: Veröffentlichungen des Niedersächsisches Amtes für Landesplanung und Statistik. Reihe F, Bd. 14, Heft 4.
1959: Niedersächsisches Amt für Landesplanung und Statistik (Bearb.) 1959: Die Wahl zum Niedersächsischen Landtag am 19. April 1959; in: Veröffentlichungen des Niedersächsisches Amtes für Landesplanung und Statistik. Reihe F, Bd. 14, Heft 7.
1963: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Statistik (Bearb.) 1963: Die Wahl zum Niedersächsischen Landtag am 19. Mai 1963; in: Statistik von Niedersachsen, Bd. 33, XIX.
1967: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Statistik (Bearb.) 1967: Die Wahl zum Niedersächsischen Landtagam 4. Juni 1967. Teil 1: Wahlergebnisse in den Wahlkreisen, Landkreisen und kreisfreien Städten; in: Statistik von Niedersachsen, Bd. 100.
1970: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Statistik (Bearb.) 1970: Die Wahl zum Niedersächsischen Landtag am 14. Juni 1970. Teil 1: Wahlergebnisse in den Wahlkreisen, Landkreisen und kreisfreien Städten; in: Statistik von Niedersachsen, Bd. 140.
1974: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Statistik (Bearb.) 1974: Die Wahl zum Niedersächsischen Landtag der 8. Wahlperiode am 9. Juni 1974; in: Statistik von Niedersachsen, Bd. 233.
1978: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Statistik (Bearb.) 1978: Die Wahl zum Niedersächsischen Landtag der 9. Wahlperiode am 4. Juni 1978; in: Statistik von Niedersachsen, Bd. 296.
1982: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Statistik (Bearb.) 1982: Die Wahl zum Niedersächsischen Landtag der 10. Wahlperiode am 21. März 1982; in: Statistik von Niedersachsen, Bd. 367.
1986: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Statistik (Bearb.) 1986: Die Wahl zum Niedersächsischen Landtag der 12. Wahlperiode am 15. Juni 1986; in: Statistik von Niedersachsen, Bd. 430.
1990: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Statistik (Bearb.) 1990: Die Wahl zum Niedersächsischen Landtag der 13. Wahlperiode am 13. Mai 1990; in: Statistik von Niedersachsen, Bd. 505.
1994: Niedersächsisches Landesamt für Statistik (Bearb.) 1994: Wahl zum Niedersächsischen Landtag der 14. Wahlperiode am 13. März 1994. Heft 2: Endgültige Ergebnisse; in: Statistische Berichte Niedersachsen Reihe B VII 2.
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2022: Niedersächsische Landeswahlleiterin 2022: Endgültiges Amtliches Ergebnis der Wahl des Niedersächsischen Landtages der 19. Wahlperiode am 09. Oktober 2022; unter: https://landeswahlleiterin.niedersachsen.de/download/189337/Endgueltiges_Amtliches_Ergebnis_der_Landtagswahl_am_9._Oktober_2022.pdf; zuletzt eingesehen am: 06.11.2022.
Erläuterungen zur Verwendung von Maßzahlen bei der Darstellung von Parteiensystemen: Freitag, Markus und Adrian Vatter (Hrsg.) 2008: Die Demokratien der deutschen Bundesländer. Opladen und Farmington Hills: Barbara Budrich.

Kabinette und Investiturabstimmungen
1946: Potthoff, Heinrich 1983: Staatliche Institutionen auf Länderebene; in: Ders. (Bearb.): Handbuch politischer Institutionen und Organisationen 1945-1949. Düsseldorf. Droste; S. 47-86. S.64.
1947: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 1/Sitzung 5: S.172.
1948/I: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 1/Sitzung 28: S.1459.
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1950: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 1/Sitzung 105: S.5849.
1951: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 2/Sitzung 2: S.52.
1953: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 2/Sitzung 60: S.3761.
1955: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 3/Sitzung 2: S.13.
1957: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 3/Sitzung 51: S.2917.
1959: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 4/Sitzung 2: S.31.
1961: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 4/Sitzung 55: S.3300.
1963: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 5/Sitzung 2: S.13.
1965: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 5/Sitzung 45: S.3443.
1967: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 6/Sitzung 2: S.22.
1970: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 7/Sitzung 2: S.16.
1974: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 8/Sitzung 1: S.20.
1976/I: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 8/Sitzung 32: S.3234.
1976/II: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 8/Sitzung 33: S.3239.
1976/III: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 8/Sitzung 35: S.3322.
1977: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 8/Sitzung 54: S.5047.
1978: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 9/Sitzung 1: S.22.
1982: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 10/Sitzung 1: S.26.
1986: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 11/Sitzung 1: S.22.
1990: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 12/Sitzung 1: S.16.
1994: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 13/Sitzung 1: S.19.
1998/I: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 14/Sitzung 1: S.20.
1998/II: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 14/Sitzung 12: S.877.
1999: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 14/Sitzung 38: S.3591.
2003: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 15/Sitzung 1: S.23.
2008: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 16/Sitzung 1: S.22.
2010: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 16/Sitzung 76: S.9555.
2013: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 17/Sitzung 1: S.15.
2017: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 18/Sitzung 2: S.27.
2022: Niedersächsischer Landtag - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 19/Sitzung 1: S.16.


Die Gestaltung der Tabellen und die Angaben zu allen Ergebnissen in Prozent und zur Mandatsverteilung gehen auf eigene Berechnungen nach den Angaben in o.a. Quellen zurück.

Zuletzt aktualisiert: 29.05.2023
Valentin Schröder
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