Ein Teil der Bundestagsmandate wird als Direktmandate vergeben. In jedem Wahlkreis wird seit der Wahl 2025 vorbehaltlich der Zweitstimmendeckung (vgl. hier) - je ein Direktmandat vergeben. Für die Kandidatur um ein Direktmandat kann zum einen eine Partei im jeweiligen Wahlkreis einen Kreiswahlvorschlag nach den Vorschriften der §§18-21 Bundeswahlgesetz aufstellen. Dieser Kreiswahlvorschlag muss die Partei benennen, die den Kreiswahlvorschlag aufgestellt hat. Auf diesem Kreiswahlvorschlag muss die Partei genau eine Person benennen, die im Wahlkreis für das dortige Direktmandat kandidiert. Zum anderen können aber auch einzelnen Wahlberechtigten Kreiswahlvorschläge aufstellen (§18 Abs. 1 Bundeswahlgesetz). Auch diese Kreiswahlvorschläge müssen genau eine Person benennen, die im jeweiligen Wahlkreis um das dortige Direktmandat kandidiert. Diese Kreiswahlvorschläge müssen anstelle des Parteinamens bei Kreiswahlvorschlägen, die von Parteien aufgestellt werden, ein Kennwort enthalten (§20 Abs. 4 Bundeswahlgesetz). Das Kennwort kann z.B. ein Schlagwort, eine Losung oder der Name der Person auf dem Kreiswahlvorschlag sein. Dieses Kennwort erscheint auch auf dem Wahlzettel im jeweiligen Wahlkreis. Diese Kreiswahlvorschläge werden in der amtlichen Statistik als Einzelbewerberin bzw. Einzelbewerber (EZB) oder Wählergruppen (WG) bezeichnet. Üblicherweise werden Kreiswahlvorschläge, die von einem oder einer einzigen Wahlberechtigten aufgestellt wurden und genau ihn oder sie selbst als Person benennen, die für das Direktmandat kandidiert, als EZB bezeichnet. Kreiswahlvorschläge, die von mehreren Wahlberechtigten aufgestellt wurden, werden oft als WG bezeichnet. WG stellen oft Kreiswahlvorschläge in mehr als einem Wahlkreis auf. Solche Kreiswahlvorschläge können z.B. auch von Mitgliedern von Parteien in Wahlkreisen aufgestellt werden, in denen deren Partei selbst keine Kreiswahlvorschläge aufstellt.
Damit ein Kreiswahlvorschlag von EZB oder WG für die Wahl zugelassen wird, muss er außerdem von mindestens 200 Wahlberechtigten des Wahlkreises persönlich und handschriftlich unterzeichnet sein (§20 Abs. 3 Bundeswahlgesetz).
Auf dieser Website werden die Kreiswahlvorschläge von EZB und WG zur Abgrenzung zu den Kreiswahlvorschlägen von Parteien immer einführend mit „EZB“ bzw. „WG“ bezeichnet. Darauf folgt entweder das vollständige Kennwort, wenn es aus maximal zwei Wörter besteht. Oder es folgt im Namen eine Abkürzung für das Kennwort. Die vollständigen Kennwörter sind in den folgenden Tabellen aufgeführt.
Wenn ein solcher Kreiswahlvorschlag von Mitgliedern einer (einzigen) Partei oder sonstigen Vereinigung, die vorher oder nachher eine Partei im Sinne des Parteiengesetzes und bei der Wahl nicht verboten war, aufgestellt wurde, aber die bei der jeweiligen Wahl nicht mit einer eigenen Landesliste antrat, fehlt auf dieser Website der Hinweis „EZB“ bzw. „WG“, obwohl der Kreiswahlvorschlag in der amtlichen Statistik gelegentlich als EZB bezeichnet wurde. Aus dieser Zuordnung einiger EZB und WG zu anderen Kategorien als der Kategorie „EZB“ und ggf. zu Parteien ergeben sich Unterschiede zwischen der Darstellung auf dieser Website und den Angaben in der amtlichen Statistik: Die auf dieser Website unter „EZB“ zusammengefassten EZB und WG werden in der amtlichen Statistik ebenfalls als EZB aufgeführt. Aber nicht alle Kandidaturen, die in der amtlichen Statistik als EZB aufgeführt werden, erscheinen auch auf dieser Website in der Kategorie „EZB“. Die untenstehenden Angaben dienen daher auch als Konkordanz zwischen den Darstellungen zu den Ergebnissen der Parteien, EZB und WG auf dieser Website und in der amtlichen Statistik.

Gelegentlich ist es möglich, die politische Orientierung der EZB und WG unmittelbar aus dem Kennwort zu entnehmen. Außerdem kandidierten gelegentlich EZB, aus deren Werdegang (z.B. aktueller oder früherer Parteimitgliedschaft oder Kandidatur für eine Partei auf deren Landeslisten oder ihrer Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit) sich ihre politische Orientierung entnehmen lässt. In diesen Fällen wurden die Ergebnisse der EZB und WG in den Dateien zu den Bundestagswahlergebnissen auf dieser Website in eine der Kategorien „Diverse Linke“, „BHE“ oder „Diverse Rechte“ aufgenommen. Sie erscheinen dann auf dieser Website bei den Angaben zu den Erststimmen bei Bundestagswahlen nicht in der Kategorie „EZB“.
Außerdem wurden die Ergebnisse von Kreiswahlvorschlägen immer dann in die Kategorie „Sonstige“ aufgenommen, wenn bei einer Bundestagswahl das gleiche Kennwort oder der gleiche sinntragende Teil eines Kennworts von mehr als einem Kreiswahlvorschlag verwendet wurde. In der Regel sind dies Kreiswahlvorschläge von WG.
In die Kategorie „Sonstige“ wurden außerdem Kandidaturen aufgenommen, wenn zwar nur ein einziger Kreiswahlvorschlag aufgestellt war, wenn die kandidierende Person aber das gleiche Kennwort verwendete, unter dem sie in einer vorherigen Wahl auf einem Kreiswahlvorschlag erschien und dies zuvor zur Einordnung der Kandidatur unter „Sonstige“ geführte hatte. In diesen Fällen wurden die Ergebnisse dieser Kreiswahlvorschläge über alle Wahlkreise des betreffenden Gebiets summiert.
In den untenstehenden Tabellen sind die Ergebnisse der Kreiswahlvorschläge aller EZB und WG in den Wahlkreisen, in denen sie kandidierten, entlang ihrer Kennwörter nach dieser Systematik vollständig dokumentiert.
Folgende Besonderheiten folgen aus dieser Systematik für die Angaben zu den Kreiswahlvorschlägen einzelner Parteien bzw. EZB und WG:

Damit eine politische Organisation bei der Wahl 1949 eine Landesliste aufstellen konnte, musste sie zuvor als Partei lizenziert worden sein. Ohne Lizenz konnten nur einzelne Personen in den einzelnen Wahlkreisen auf einem Kreiswahlvorschlag um das jeweilige Direktmandat kandidieren. Es konnte dann aber keine Landesliste aufgestellt werden.
Bis zur Bundestagswahl 1949 waren keine Organisationen, die sich auf die Anliegen Vertriebener konzentrierten, als Partei lizenziert worden. Erst im Jahr 1950, nach Wegfall des Lizenzierungszwangs, wurde der „Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ (BHE) als Partei gegründet. Er verstand sich als Interessenvertretung besonders der Vertriebenen und durch den 2. Weltkrieg Geschädigten.
Auf dieser Website werden deshalb alle Kandidaturen außerhalb von Landeslisten, die bei der Wahl 1949 erkennbar die Interessen der Vertriebenen und Fliegergeschädigten vertraten, als Vorläufer der Kandidaturen des späteren BHE eingeordnet. Kriterien für die Zuordnung dieser Kandidaturen waren: Spätere Kandidatur für den BHE bei Bundestags- oder Landtagswahlen, nachvollziehbare politische Tätigkeit für den BHE oder eine der Vertriebenenorganisationen ab 1950, Tätigkeit im Rahmen der Unterstützung der Vertriebenen und Fliegergeschädigten seit 1945 und der Lebensmittelpunkt vor 1945 in von Deutschen bewohnten Gebieten in Osteuropa. Das betraf insgesamt 59 Kandidaturen. Zahlreiche dieser Kreiswahlvorschläge kandidierten 1949 unter dem Kennwort „Unabhängig“ um Direktmandate in einzelnen Wahlkreisen. Für diese Kandidaturen konnte nicht nachvollzogen werden, dass sie von Organisationen über den jeweiligen Wahlkreis hinaus unterstützt wurden oder dass der jeweiligen Kreiswahlvorschlag nicht von ihnen selbst aufgestellt wurde. Deshalb werden sie hier als „EZB“ eingeordnet und unter „EZB Vertriebene und Flüchtlinge“, EZB VF, zusammengefasst.
In Württemberg-Baden bestand 1949 außerdem die „Wählergruppe Notgemeinschaft“ als Organisation, welche sich als Interessenvertretung der Vertriebenen verstand. Mangels Lizenz als Partei konnte auch sie keine Landesliste aufstellen. Deshalb kandidierten unter ihrem Namen dort insgesamt 18 Personen nur auf Kreiswahlvorschlägen (hier genannt: WG NotGem). Da hier eine landesweite Organisation die Kandidaturen unterstütze, wurden diese Kandidaturen als „WG“ bezeichnet. Einer davon erzielte ein Direktmandat. Das politische Anliegen der jeweiligen Kandidatur wurde in der Öffentlichkeit nur durch Wahlwerbung und Mundpropaganda deutlich.
Die Ergebnisse dieser Kreiswahlvorschläge – also für EZB VE und WG NotGem – werden in den Tabellen dem BHE zugerechnet. Deshalb finden sich unter der Rubrik „BHE“ bei der Bundestagswahl 1949 gelegentlich Einträge, obwohl der BHE 1949 noch nicht bestand. 1949 hatten die Wählenden außerdem nur je eine Stimme, mit der sowohl ein Kreiswahlvorschlag als auch eine Landesliste auf einmal zu wählen war. Deshalb erscheinen für den BHE bei der Bundestagswahl 1949 gelegentlich Einträge in den Tabellen, die sich nicht auf Erststimmen (und damit auf die Kreiswahlvorschläge) sondern auf Zweitstimmen (und damit in der Regel auf Landeslisten) beziehen.

Die 1984 als sonstige politische Vereinigung zur Teilnahme an der Wahl des Europäischen Parlaments insbes. von Mitgliedern der DKP gegründete „Friedensliste“ war bei der Bundestagswahl 1987 nur in Nordrhein-Westfalen als Landesverband einer Partei organisiert. Sie stellte zu dieser Wahl in keinem Bundesland Landeslisten auf. Auch die DKP stellte keine Landeslisten auf. Bei der Bundestagswahl 1987 stellte die Friedensliste jedoch in 245 Wahlkreisen Kreiswahlvorschläge auf. Alle Kreiswahlvorschläge der Friedensliste zu Bundestagswahl 1987 – auch die in Nordrhein-Westfalen – werden auf dieser Website daher als Kreiswahlvorschläge der „WG Frieden“ und nicht einer Partei „Friedensliste“ dargestellt.

Im Jahr 2016 beteiligte sich die MLPD an der Gründung der Vereinigung „Internationalistisches Bündnis“ (IB), die laut Darstellung des IB aus rund 40 Organisationen besteht. Diese Vereinigung ist keine Partei. Deshalb kann sie bei Bundestagswahlen nicht selbst Landeslisten oder Kreiswahlvorschläge aufstellen. Kandidaturen auf Direktmandate für das IB erfolgten bei der Bundestagswahl 2017 unter dem Kennwort „Internationalistische Liste“ und bei der Bundestagswahl 2021 unter dem Kennwort „Internationalistisches Bündnis“. Diese Kreiswahlvorschläge werden auf dieser Website als Kreiswahlvorschläge von WG unter der Bezeichnung „WG IB“ dargestellt.